Wenn (01.Februar)

Ob der Zufall nicht dem Schicksal

Eiskalt in die Hände spielt

Und sich nicht das wahre Leben

In bunte Phantasien flieht

Kannst du Armer niemals wissen,

Weil noch irgendetwas fehlt.

 

Ob die weinenden Gesichter

Masken oder Tränen zeigen

Und die altbekannten Wege

Immer schnurgerade bleiben

Kannst du Armer niemals wissen,

Weil noch irgendetwas fehlt.

 

Ob am Ende aller Zeiten

Gott dich vor seine Liebe stellt

Oder jeden Tag aufs Neue

Ein Fehlglauben beherrscht die Welt

Wenn du Armer es je weißt,

Hast du der Menschheit Ziel erreicht.


Verliebt (03.Februar)

Nur wenn mein Herz schlägt

Kann ich leben

Doch mein Herz schlägt immer schneller

Als schlüg es dem Ende entgegen

 

Mein Herz schlägt viel schneller

Wenn mein Auge Dich sieht

Als ob die schönste Zeit am Tag

Vor uns beiden flieht

 

Es schlägt als rannt ich um mein Leben

Von einem Feind bedroht

Doch das Leben läuft ja mir davon

Und Dir folgt nur der Tod

 

Dir folgt der Tod Dir folgt die Nacht

Dir folgt die kranke Ewigkeit

Ach süße Gedanken an Dich

Sind das Eine das mich befreit

 

Wenn ich Dich sehe

Läuft die Zeit davon

Mensch so sag mir

Verlier ich Dich schon

 

Ich such meine Liebe

Ich glaub dass Du es bist

Doch mein Herz kann nicht schlagen

Wenn Du es jetzt brichst

 

Mein Blut rauscht wie beim Marathon

In allerhöchster Not

Die Zeit läuft weiter küss mich komm

Denn bald schon sind wir tot


Schall und Rauch (21.Februar)

Worte sind nichts als Schall und Rauch.

Ach, wir Armen! Wir sind es auch,

Dein Name verweht wie Asche im Wind,

Weil Buchstaben nur leere Zeichen sind;

Worte sind nichts als Schall und Rauch,

Der die Augen tränen macht, und blind.

 

Nomen est omen, sagen die Leut',

Doch Zeichen sagten schon dann nicht mehr als heut.

Wie Schatten fliehen sie im Licht

Und zeigen niemals ihr Gesicht.

Wer je auf sie hörte, hat es später bereut,

Denn in Wahrheit, so glaub ich, gibt es sie nicht.

 

Worte sind nichts als Schall und Rauch;

Wie alles auf Erden vergehen sie auch.

Wie man Gedichte irgendwann vergisst,

Kommt auch eine Zeit, wenn dich keiner mehr vermisst:

Wir sind Fleisch und Blut und Schall und Rauch,

Doch sei getröstet: Die Nacht ist es auch.


Hemmungslose Traurigkeit (24.Februar)

Hab Fluch und Segen der Liebe gekannt,

Und sie darauf aus meinem Leben verbannt,

Und hab mein Leben Dir geweiht,

Oh hemmungslose Traurigkeit.

 

Hab Freud und Leiden der Liebe gekannt,

Und mich darauf an Dich gewandt,

Ich war zum Verzicht vollends bereit,

Oh hemmungslose Traurigkeit.

 

Hab Wut und Sehnsucht der Liebe gekannt,

Und bin davor weggerannt,

Doch auch Dein Reiz vergeht mit der Zeit,

Oh hemmungslose Traurigkeit.

 

Hab ein gebrochnes Herz gekannt,

Doch irgendwie ist es wieder entflammt;

Sag, werde ich denn nie gescheid,

Oh hemmungslose Traurigkeit?


Lehrer (28.Februar)

Ach, Ihr lächerlichen Kinderquäler!

Ach, Ihr hilflosen Opfer!

Ach, Ihr nervigen Schlaflieder!

Ach, Ihr stets anwesenden Vorbilder!

Ach, Ihr gemeinen Vollpfosten!

Ach, Ihr hoffnungsfrohen Gutmenschen!

Ihr, die Ihr streitet und zickt und befehlt und bestraft;

Ihr, die Ihr erklärte und lehrt und motiviert und zum Lachen bringt:

 

Ich könnte Euch küssen,

Ich könnte Euch köpfen,

Wärt Ihr nicht alle so abgehoben

Als ob Ihr Götter wärt...

Ich glaube wohl, Ihr seid's.

 

Gute Götter, böse Götter:

Sinnbilder falscher Allmacht.